PATIENT BENEFIT INDEX (PBI)
Aufbau und Anwendungsbereiche des Patient Benefit Index
Mit dem Patient Benefit Index liegt ein Instrument zur validierten, standardisierten Messung des patientenrelevanten Therapienutzens im Sinne der Anforderungen von SGB V, GBA und IQWIG vor. Der PBI besteht aus zwei einseitigen Fragebögen, die vom Patienten vor und nach der Therapie ausgefüllt werden. Der erste der beiden Fragebögen (Patient Needs Questionnaire: PNQ) enthält eine Liste von 25 Behandlungszielen. Der Patient beurteilt selbstständig, wie wichtig ihm das Erreichen jedes dieser Ziele durch die konkret anstehende Behandlung ist. Hierfür ist eine 5-stufige Skala vorgegeben, die von „gar nicht“ bis „sehr wichtig“ reicht. Alternativ hat er die Möglichkeit, für beliebig viele Ziele die Option „betrifft mich nicht“ anzukreuzen. Nach der Therapie füllt der Patient den zweiten Bogen aus (Patient Benefit Questionnaire: PBQ). Auf diesem sind wiederum alle Behandlungsziele aus dem ersten Bogen aufgelistet. Der Patient soll nun beurteilen, inwieweit ihm die Behandlung geholfen hat, die einzelnen Ziele zu erreichen. Auch hier erfolgt die Bewertung auf einer 5-stufigen Skala von „gar nicht“ bis „sehr“ (zzgl. der Antwortoption „betraf mich nicht“). Aus den PBI-Items (Fragen) wird ein Gesamtnutzenwert gebildet, der von 0 (kein patientenrelevanter Nutzen) bis 4 (maximal möglicher patientenrelevanter Nutzen) reicht. Dabei wird jede Bewertung der Wichtigkeit einer Behandlung dividiert durch die Summe all der Bewertungen der Wichtigkeit der Behandlung, um die relative Wichtigkeit zu ermitteln. Zur Berechnung des PBI wird dann jede Bewertung des Nutzens multipliziert mit der relativen Wichtigkeit und alle Produkte werden schlussendlich addiert.
Entwicklung des PBI
Die Entwicklung des PBI für Psoriasis erfolgte anhand eines mehrstufigen Vorgehens:
a) Offene Patientenbefragung
100 Patienten mit verschiedenen Hauterkrankungen wurden schriftlich anhand offener Fragen nach den ihnen persönlich wichtigen Nutzen einer Therapie und ihren krankheitsbedingten Beeinträchtigungen befragt.
b) Expertendiskussion
Aus den Antworten erstellte ein sechsköpfiges Expertengremium aus Dermatologen, Psychologen und Gesundheitsökonomen unter Beteiligung von vier Patienten ein Itempool von 110 Items. Jedes Item wurde auf seine Repräsentativität und seine Eignung für einen Fragebogen überprüft. In der endgültigen Fassung des Fragebogens verblieben 25 Items mit wichtigen, patientenrelevanten Therapiezielen und -nutzen.
c) Feasibility-Prüfung
Die Feasibility (Praktikabilität und Relevanz) des PBI wurde an n=50 Hautpatienten untersucht, indem diese gebeten wurden, den Fragebogen auszufüllen und Fragen dazu zu beantworten. Jeweils über 95% der Patienten gaben an, dass der Fragebogen gut verständlich und leicht auszufüllen sei sowie inhaltlich die Nutzenanliegen der Patienten gut berücksichtige.
d) Validierung
In zwei Validierungsstudien (zusammen n=1.406) wurden Reliabilität und Validität des Fragebogens geprüft. Der PBI erwies sich als valide (konvergente Validität in Bezug auf Patientenzufriedenheit, Behandlungswirksamkeit aus Arzt- und Patientensicht und Lebensqualität) und reliabel (gute Itemtrennschärfen des PNQ, Cronbachs Alpha > 0,91). Im Laufe der Therapie deutlich ansteigende PBI-Werte wiesen auf eine hohe Sensitivität für therapiebedingte Effekte hin. Für eine hohe Feasibility sprach hier der geringe Anteil fehlender Werte, der bei allen Items unter 2% lag.
Weitere Versionen des PBI
Der PBI wurde auf validierte Weise in unterschiedliche Sprachen übersetzt (z.B. Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Russisch). Jede validierte Übersetzung umfasst die Übersetzung aller Items, doppelte Rückübersetzung, den Abgleich mit dem Original sowie schließlich eine Konsentierung aller Itemübersetzungen in einer gemeinsamen Konferenz der Fragebogenentwickler und Übersetzer.
Es wurden zahlreiche krankheitsspezifische Versionen entwickelt, z.B.:
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Abgesehen von den Behandlungszielen sind Format und Aufbau aller PBI-Versionen gleich.
Quelle: Blome, Augustin. Evaluation des therapeutischen Nutzens aus Patientensicht: Der Patient Benefit Index (PBI) als Beispiel für zielorientierte Präferenz- und Outcome-Messung. Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement 2010; 15: 236-240.